Die knuffige Häsin ist uns wohl allen aus der TV-Werbung vertraut. Regelmäßig wirbt sie dafür, wie einfach, schnell und vor allem günstig jeder mit Jimdo seine eigene Webseite erstellen kann. Und die Häsin hat auch noch Konkurrenz: wix, weebly, shopify und viele andere versprechen genau dasselbe.

Aber stimmt das auch? Sechs Punkte sollten Sie vorher wissen...

1. Design

Klar, ein Webdesigner sollte in der Lage sein, einer Webseite das passende, unverwechselbare Gesicht zu verleihen. Das hat er im Idealfall im Rahmen seiner Ausbildung gelernt und sich dafür mit Designprinzipien, Farbenlehre, Typografie und anderem herumgeschlagen.

Der Nichtdesigner kann bei Baukasten-System zu einer Vorlage (engl. template) greifen und ein vorgefertigtes Design verwenden. Aber aufgepasst: Nicht alle Baukästen bieten gleichermaßen trendige und durchgestylte Vorlagen an! Designfetischisten und Ästheten könnten zum Beispiel bei den etwas altbackenen Vorlagen von hpage eine herbe Enttäuschung erleben. Besser schaut es da zum Beispiel bei Squarespace aus: Der Spezialist für Blogseiten punktet mit schicken Templates (dafür bleiben Mehrsprachigkeit und umfangreichere Seiten wegen der Menübeschränkung auf der Strecke...).  

 

2. Mehrsprachigkeit

Besonders wichtig hier bei uns in Südtirol: Mindestens zweisprachig, wenn nicht sogar in drei oder vier Sprachen muss eine Webseite hierzulande gehalten sein. Aber bieten das die bekannten Systeme überhaupt an?

Bei einer Untersuchung, die ich vor kurzem im Auftrag durchgeführt habe, musste ich feststellen, dass von 18 Jimdo-Konkurrenten drei Systeme (webnode, hpage und strikingly)  keine Mehrsprachigkeitsfunktion anbieten. Bei vielen anderen lassen sich mehrsprachige Seiten zwar realisieren, teilweise jedoch nur unter Einsatz weiterer kostenpflichtiger Widgets oder Add-ons.

 

3. Shop

Ähnliches gilt für Shoplösungen. Nicht jeder Baukasten bietet ein Bezahlsystem  bzw. ein rechtlich zulässiges Shopsystem an. Weebly, hpage und GoDaddy haben ein Shopsystem nicht in ihrem Portfolio oder - im Falle von weebly - kein System, das EU-rechtlichen Vorgaben entspricht (fehlende Checkboxen für AGB etc.). In den meisten Fällen ist ein Shopsystem erst in den höherpreisigen Tarifen enthalten (s. unten "Kosten"). Und auch dann übersteigt die Anzahl der Artikel spätestens mit der Zeit oft den Rahmen:

"Für Shops mit mehr als 50 Produkten ist Jimdo wie jeder Mitbewerber der Baukasten-Branche auch, keine geeignete Wahl. Dafür sollte man sich besser Shopify oder WordPress in Kombination mit WooCommerce näher ansehen."(Website Tutor, Website erstellen mit Jimdo - Mein kritisches Urteil, 4.05.2020, https://website-tutor.com/jimdo/).

 

4. Text

Auch wenn es noch so elegante Vorlagen gibt, so muss doch der Text immer selbst erstellt werden. Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik ist das eine, die Übersetzungen, das grafische und griffige Schreiben sowie die rechte Suchmaschinenoptimierung das andere. Das professionelle Texten, das im optimalen Fall den Leser fesselt, ist etwas anderes als der Besinnungsaufsatz in der 10. Klasse...

 

5. domain

Ja, bei wix, Jimdo und einigen anderen Anbietern erhält man auch eine domain. Aber Hand auf's Herz: Klingt mariagiltomietto.wix.com professionell? Wenn man in einem solchen Fall lieber eine individuelle domain haben möchte, muss man in den meisten Fällen noch einmal extra in die Tasche greifen.

 

6. Kosten

Eigentlich gehört dieser Punkt an die erste Position. Mir war es vor der erwähnten Untersuchung nicht klar, welche Kosten monatlich bei Baukästen anfallen können. Da gibt des zum einen die kostenlosen Pakete, die nur einen eingeschränkten Funktionsumfang bieten, und dann die kostenpflichtigen Pakete, die eine breite Preisspanne von 3,00 EUR ("Limited" von weebly) bis stolzen 299,00 USD ("Advanced Shopify" von Shopify) pro Monat aufweisen. Dazu kommen zusätzliche Kosten. Beispielsweise erhebt Shopify bei Bezahlvorgängen, die nicht als Shopify Payments abgewickelt werden, Gebühren, und das nicht zu knapp. Bei etlichen anderen System muss man wichtige Zusatzfunktionen jeweils als kostenpflichtiges Widget, Plugin oder Add-on dazuerwerben. 

 

Fazit: 

Für solche, die eine kleine Webseite ohne große Ansprüche erstellen möchten, lohnt sich ein Blick in die unterschiedlichen Angebote und Tarife. Umfangreiche Seiten und gerade Shops sollten sich bei laufenden Kosten von jährlich bis zu 3.600,00 USD (!!) überlegen, ob die Erstellung der Seite durch einen Designer auf lange Sicht hin nicht günstiger ist. In diesem Falle fallen laufend nur die Kosten des Providers an. Der Designer hingegen wird nur einmal bezahlt...

 

 

 

 

© Eva Ausserhofer 2019

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