Was denn - das Ende des Internets steht bevor? 

Wenn es nach vielen Experten geht: Ja! Zumindest in der Form, wie wir es kennen. Und dafür gibt es gute Gründe. Denn seit November letzten Jahres überschlagen sich die Meldungen aus der Bereich "Künstliche Intelligenz". Mit dem Launch des ChatGPT hat die Firma OpenAI ganz neue Maßstäbe gesetzt, die - wie man jetzt erkennt - so einiges in Bewegung gesetzt haben - mit derzeit noch unabsehbaren Folgen...


1. KI im Einsatz bei Suchmaschinen

 

Derzeit liefern sich Microsoft und Google ein spektakuläres Wettrennen: Es geht um nichts weniger als die Frage, wie die Suchmaschinen der näheren Zukunft ausschauen werden. Und damit auch die Anzeige der Suchergebnisse und die Darstellung Ihrer eigenen Webseite!

Warum das? Nun, Microsoft setzt ChatGPT bereits bei seiner Suchmaschine Bing ein und auch Google hat nachgezogen. Im Februar diesen Jahres wurde Bard vorgestellt, das Konkurrenzprodukt zu ChatGPT. Auch dieses soll bei der Suchmaschine Google eingesetzt. Die Folgen für die weltweit wichtigste Suchmaschinen werden revolutionär sein.

 

Nach den Verlautbarungen von Google werden künftig Anfragen - zunächst optional - von Bard beantwortet und zwar unter Rückgriff auf die passenden Live-Daten us dem Internet. Dies heißt: Bard wird nicht wie bislang eine Liste mit Treffern und Links ausspucken, sondern eigenständig eine maßgeschneiderte Antwort liefern. Webseiten werden darin entweder als Quelle auftauchen oder am Ende als Link. Fraglich ist allerdings je nach Suchziel, ob nach der freundlichen Zusammenfassung durch Bard viele Nutzer zusätzlich die Links überhaupt anklicken werden.

Außerdem wird Bard spezielle Features wie beispielsweise Knowledge Graphs selbst erstellen und nicht auf die von Webseiten vorgegebenen Inhalte zurückgreifen. Nach Ansicht etlicher Experten wird dies die Zahl der organischen Suchergebnisse (also der nicht aufgrund von Werbung eingeblendeten Treffer) stark reduzieren. 

 

Die Folge: Suchmaschinenoptimierung in all ihren Formen wird neu überdacht und ausgerichtet werden müssen. Contentoptimierung, also die Bereitstellung aktuellen und hochwertigen Contents mit Links, Medien etc., wird künftig eine noch größere Rolle im Wettbewerb spielen (dazu: hier mehr). Ob das Erfolgsmodell "Google Ads", also die bezahlten Anzeigen der Googlewerbung, in diesem Entwurf noch einen Platz finden wird und ggf. in welcher Form ist noch völlig offen.

 

2. KI als Textgenerator

 

Schon heute produzieren KI-Generatoren erstaunlich geordnete und inhaltsreiche Texte, die man nicht mehr wie noch vor einigen Jahren beim ersten Blick als künstlich erkennt. Dieser Trend der automatisierten Texterstellung wird aller Wahrscheinlichkeit zunehmen:

 

"E-Mails, Artikel, Videos: Alles wird mit oft zweifelhafter Qualität aus den Generator-Netzwerken herausfallen und auf die Öffentlichkeit losgelassen. Die Lösung für all den KI-Spam werden die großen Plattformanbieter selbst anbieten: KI zur KI-Spam-Erkennung. Ein zirkuläres Geschäftsmodell, bei der man ein Problem für Profit erzeugt und dann die angebliche Lösung gleich mit anbietet." (Quelle: https://www.golem.de/news/chatgpt-bard-und-co-bullshit-der-e-skaliert-2303-172677-4.html).

 

Man darf spekulieren, welche Folgen dies haben wird. Teilweise wird argumentiert, die Flutung des Internets mit künstlich generierten Massenseiten und -texten werde eine Gegenbewegung provozieren - vielleicht eine Flucht in Foren, wo sich als solche authentifizierte Menschen austauschen (Irisscan!), oder die Zunahme von Seiten mit Paywalls, die ihren hochwertigen Inhalt erst nach Zahlung präsentieren.

Wie heißt es in einem kürzlich erschienenen Artikel in der "Süddeutschen Zeitung"?

 

"Der Wert der alten Suchmaschinen liegt darin, wie viel sie einbeziehen. Der Wert der neuen Suchmaschinen wird darin liegen, was sie ausschließen. Sie werden spezialisierter sein und sich nur auf spezifische Teile des Webs konzentrieren.

Das Internet der Zukunft wird vermutlich demselben Prinzip folgen. Denkbar wäre, dass es sich in einen chaotischen und einen kuratierten Teil spaltet. Der chaotische Teil wird unser jetziges Internet sein, doch geflutet mit unbeschreiblichen Mengen an KI-generierten Inhalten von niedriger Qualität und unsicherem Wahrheitsgehalt, ein Zeichensturm, vor dem Menschen in kontrolliertere Bereiche flüchten. Diese könnten Plattformen sein, Online-Foren oder vollständig neue Formate, wo Nutzer authentifiziert sind und die Qualität von Inhalten (einigermaßen) garantiert werden kann.(...) Das Sterben von Google, wie wir es kennen, scheint nur ein erster, großer Schritt auf dem Weg zum Tod des offenen Internets." (Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/ki-google-folgen-internet-unternehmen-1.6015594)

 

 Na dann - auf eine glänzende Zukunft!

 

 

 

 

© Eva Ausserhofer 2019

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Ok Ablehnen